Geschichte
Neukirchen vorm Wald wurde früher auch "Neukirchen an der Ilzleite" genannt. Die erste Ansiedlung im Gemeindebereich dürfte auf die Zeit um 600 bis 900 n. Chr. zurückgehen, als nämlich die Bajuwaren aus Böhmen her einwanderten. Älteste Siedlungen sind die Ortschaften die auf "ing" enden. Der Kirchort Neukirchen selbst entstand wahrscheinlich um das Jahr 1000 als Filialkirche der Pfarrei Tiefenbach. Die rasche Entwicklung führte dann bereits um 1150 zur Gründung der selbständigen Pfarrei.
Als Beweise können die Zeugenschaft eines Pfarrers Sopo von Neukirchen im Jahr 1158 und 1214 die übergabe von Liegenschaften an die Domkirche zu Passau durch den Pfarrer Hertnidus von Neukirchen dienen. 1249 wird auch ein Pfarrer von Neukirchen namens Gewolf als Zeuge genannt. Die Pfarrei war noch bis vor hundert Jahren eine der größten im gesamten Bistum Passau. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts gab es noch vor der Erbauung der Englburg in Neukirchen einen Turm der bayrischen Herzöge mit dem Amtssitz eines herzoglichen Richters.
Das Patronatsrecht über Neukirchen übten die Passauer Bischöfe aus. Zur Pfarrei Neukirchen gehörten anfänglich auch Tittling und Preying. Die weltliche Schutzherrschaft und Gerichtsbarkeit (Advokatie) wurde von den bayerischen Herzögen, seit 1330 den Grafen von Schwarzenstein zu Englburg und ab 1617 den Grafen von Taufkirchen zu Englburg übertragen, welche bis in das 19. Jahrhundert wohltätig wirkten.
So haben z.B. die Edlen von Schwarzenstein in Neukirchen Jahrtage gestiftet, mehrere Schwarzensteiner sind auch in Neukirchen begraben. Mittelalterliche Fehden und Erbfolgekriege suchten die Gemeinde mehrfach heim, an die 1634 wütende Pest erinnerte noch lange die Dorflinde beim Gasthof "Zur Linde" (heute Pizzeria "Al Tiglio") in der Hofmark.
Wie sehr sich die Englburger Grafen mit Neukirchen verbunden fühlten, zeigte der Umstand, dass sich im Vertrag über die Errichtung der Tittlinger Expositur (1685) Graf Hanns Wolf von Taufkirchen zu Englburg das Verbleiben des Schlosses und der Schlosskapelle zu Englburg (nicht der Hofmark) bei der Pfarrei Neukirchen vorbehalten hat. Die Pfarrkirche ist dem hl. Martin geweiht. Sie ist 1725 aus der alten, baufälligen Kirche im Barock-Stil umgebaut und 1861/62 gänzlich renoviert worden.
Als Nebenkirchen der Pfarrei Neukirchen finden wir genannt:
Maria Einsiedel zu Geyermühle, laut Denkstein im Jahre 1641 von Stephan Geyermühler nach dem Vorbild der Wallfahrtskirchen Maria Einsiedel erbaut. St. Kolomann, ein Wallfahrtskirchlein, wahrscheinlich von den Schwarzensteinern errichtet. Waldenreut, ein dem hl. Pankratius geweihtes Kirchlein. Der Weiler gehörte früher zur Grafschaft Hals.
älteste Gebäude am Ort sind die Häuser Hofmark 2 (ehemaliger Mesnerwirt heute Pizzerria "Al Tiglio"), Tittlinger Straße 3 (Zehentgebäude d.h. Steuerhebestelle heute privates Wohnhaus) und Passauer Straße 2 (ehemalige Poststation heute Gasthof "Zur Post").
Die politische Gemeinde in der jetzigen Form entstand durch die Verwaltungsreform im 19. Jahrhundert. Im Laufe der letzten Jahrzehnte entwickelte sie sich zu einem leistungsstarken Gemeinwesen. So zählte die Gemeinde im Jahr 1875 an die 1202, im Jahr 2004 insgesamt 2700 Einwohner.
Erste Schulanfänge 1712, erstes Schulhaus 1829, weitere Gemeindeschule in Büchl 1929 bis 1976, die heutige Schule seit 1960, das Rathaus wurde 1965 errichtet. Zur Gemeinde gehören 39 Ortschaften und Weiler, sie umfasst 2460 ha, davon entfallen rd. 1750 ha auf Acker und Wiesen und 710 ha auf Wald.